Feb 9, 2009

Heading south and back in time.


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Originally uploaded by bienemaja

A journey to south-eastern Ethiopia. Four faranjis (foreigners), an old (so-called „brand-new“) Landcruiser, a driver with little knowledge of English and the region, but lots of loyalty and good humour, enough water and sleeping bags, not enough gasoline and tents, national parks, (almost) impassable roads, tribal people, 11 days of adventure, fun, marvellous places, a unique experience. (And – believe it or not – we’ve seen a real african lion. No, not in the zoo. And no, I don’t have a picture to proof it... but here are all the other pictures:

-> http://www.flickr.com/photos/biene_maja/sets/72157613278226955/show/



AB IN DEN SÜDEN.

Ein etwas in die Jahre gekommener Landcruiser, ein Fahrer ohne Englischkenntnisse, dafür mit schlechtem Orientierungssin (und trotzdem - liebenswert), genug Wasser, Trockenfutter und Schlafsäcke, nicht ganz genug Benzin und Zelte, vier abenteuerlustige Faranjis (Ausländer), und kein Plan: Los geht’s in den Südwesten Äthiopiens- auf eine Reise in eine andere Zeit.

Hinaus aus Addis– die Landschaft verändert sich langsam, wird erst trockener, dann grüner, bewaldeter. Vorbei an kleinen Siedlungen, einzelnen Häusern, Rundhütten, Lehmbauten, hindurch durch Rinder- und Ziegenherden.
Unweit südlich der Hauptstadt, eine kleine Felsenkirche, die Südlichste Äthiopiens, Adadi Maryam. Wohl kein Vergleich zu ihren nördlichen Äquivalenten, aber ein schöner Abstecher, Kühle und Stille in den Boden gegraben.

Weiter südwärts, entlang dem Rift Valley, die Landschaft zieht vorbei, die Schlaglöcher werden mehr, die Strasse weniger. Vorbei an winkenden Händen, rufenden Mündern, links und rechts, der freundliche Gruß geht nahtlos über in ein Bitten, ein Betteln, das „Hallo“ in „Hungry“ und „Highland“ . Wir brauchen ein Weilchen, um zu verstehen, dass damit wirklich die Plastikflaschen des „Higland“-Wassers gemeint sind – leer natürlich, das Wasser wird in einer an und für sich wasserarmen Gegend weggeschüttet, die Flaschen aber am Markt verkauft.

Eine Dorze-Siedlung auf über 2.000 Metern, ein traditionelles Dorf, Hütten aus Bambus und Enset (falschen Bananen), werden erst 8 Meter hoch gebaut, und im Lauf der Zeit von Termiten um einige Meter gestutzt. In den Häusern wohnen Mensch und Tier nebeneinander, draussen wird gewebt, die Stoffe von hier sind bekannt in ganz Äthiopien.
Wir sind etwa 500 km südlich von Addis, und weit weg von der „westlichen Welt.“ Möchte man meinen. Bis man im Dorze-Dorf die Toilette besucht, ganz neu gemacht, wie man uns stolz erzählt, ein richtiges westliches Klo, auf ein Loch im Boden gestellt, ohne Wasser, mitten im Nirgendwo.

Arba Minch, die wichtigste Stadt in Südwest-Äthiopien, nicht viel mehr als eine Strasse, glaubt man, aber dennoch etwa 80.000 Einwohner, und ein wundervoller Ausblick auf den Nechisar Nationalpark: Berge, Seen – einer kupferrot, der andere kobaltblau – und eine weite Ebene, Zebras, Gazellen, Krokodile, Nilpferde. Und: eine Herausforderung für Auto, Fahrer, und die Nerven.

Vorbereitungen für Omo, unser eigentliches Ziel, noch einmal Aufstocken mit Wasser, eine langwierige Suche nach ausreichend Benzin, ein unfreiwilliger Reifenwechsel, und schließlich geht es westwärts, hinaus aus der „Zivilisation“.

ZURÜCK IN DER ZEIT.

Das Omo-Valley - eine trockene Ebene, staubige Strassen, großteils unpassierbar in der Regenzeit, rote Termitenhügel, meterhoch, Hütten aus Stroh und Lehm, eine – relativ – unberührte Gegend Äthiopiens. „As close as one can come to an Africa untouched by outside influences“, so der Reiseführer, aber dennoch: Touristen hier sind so selten auch nicht mehr, Jeeps mit Touristengruppen kommen uns täglich entgegen - wenn auch meist an einer Hand abzählbar.

Touristen und Einheimische, hier prallen zwei Welten aufeinander, gänzlich unterschiedliche Lebensformen, man muss sich fragen, was die anderen bei dieser Begegnung denken, empfinden, und es scheint, dass man sich gegenseitig kaum verstehen kann, nicht nur wegen der Sprache, wenn man es den wollte.

Die meisten Touristen, die hier herkommen, tun dies, um die „Eingeborenen“ zu sehen, ein grosses, lebendes Museum, etwa 30 verschiedene Stämme, die hier in einer anderen Welt, einer anderen Zeit leben, mit eigenen Sprachen, Bräuchen, Traditionen. Menschen, sich mit Ziegenfellen kleiden, aus Kürbisgefässen essen und trinken, und ihre Körper mit Arm- und Fussreifen, Körperbemalung, Glasperlen, Federn und auch Narben schmücken. Besonders bekannt und entsprechend besucht – die Mursis, ein Volk im Mago Nationalpark, auch „Tellerlippen“ genannt, da die Frauen in ihren aufgeschnittenen Unterlippen tellergrosse, verzierte Tonplatten tragen.

Die Einheimischen begrüssen die Touristen überschwänglich und fordernd, sie verlangen nach Highland, Stiften, manchmal auch nach unseren T-Shirts, immer aber nach „Foto“ und im gleichen Atemzug „Birr“, dem Preis dafür, 10 bis 20 Cent. Besonders aggresiv – die Mursis, kein Foto machen gibt’s nicht, Tourist = Foto = Geld, und damit erschöpft sich die Interaktion und das gegenseitige Intersse, aus dem Geld wird seltener Essen, Medikamente oder Tiere gekauft, und häufiger Alkohol und Waffen.

Abseits der Zivilisation, im Mago Nationalpark, was viele Touristen nicht wissen – es gibt hier nicht nur Mursis, sondern echtes Safari-Feeling in Äthiopien, Kudus, Dik-Diks, Wildschweine, Elefanten und Löwen, Akazienwälder, Steppe, ein Campingplatz inmitten der Wildnis, ein schwer bewaffneter Guard schützt Leib und Leben vor unbekannten Bedrohungen, nur nicht unser Essen vor den Affen. Auf der Suche nach Elefanten sehen wir ein Löwenweibchen – ganz echt, ganz lebendig, und ganz in freier Wildbahn, nur das Foto kam ein ganz klein wenig zu spät.

Auf dem Rückweg ins moderne Addis – und zurück zur Arbeit – noch ein Zwischenstopp in Langano, Campen am See, dem Einzigen in Äthiopien in dem man Schwimmen kann, auch wenn das braune Wasser nicht danach aussieht. Daneben, ein Nationalpark, noch zwei Seen, hunderttausende Flamingos, ein schönes rosarotes Bild, ein furchtbarer Gestank. Das ruhige Wochenende wird keines, Langano ist Party-Zone für die Kids der äthiopischen Upper-Class, dieselben acht Lieder, die ganze Nacht, für uns zum Mitsingen, „Addis Abeba....“


-> Fotos vom Trip in den Süden (bitte Zeit nehmen ;)) hier: http://www.flickr.com/photos/biene_maja/sets/72157613278226955/show/