Apr 14, 2006

Paragauay -willkommen in einer anderen Welt ...

Zurueck aus dem Naturparadies Esteros del Ibera, wieder rein in die "grosse" Stadt, ein sonniger Tag in Corrientes, moechte die Nacht bleiben, Hostalsuche erfolglos, also doch noch heute Nacht weiter, sitze um Mitternacht im Bus nach Asuncion. Mit viel Mueckenspray und Desinfektionstuechern bewaffnet, bin ich gespannt was mich hier wohl erwartet.

5.00 Uhr frueh, am Busterminal in Asuncion ist schon einiges los, Frauen in weissen Schuerzen verkaufen Chipas (eine Art Mais-Kaese-Brot), ein Taxi bringt mich zum Hotel, das Zimmer ist stickig, die Wand blaettrig und broecklig, aber es ist sauber. Endlich duschen, das Wasser ist entweder gluehend heiss oder eisig kalt, trotzdem eine Wohltat. Statt Bodylotion gibts Mueckenspray, kurz ausruhen, und los gehts, mach mich auf die Suche nach einer Waescherei. Die zieht sich ueber Stunden, die Paraguayer sind ja hilfsbereit, nur die Wegbeschreibung stimmt leider nie. Irgendwann hab ich aber doch Erfolg, und endlich gehts ins Zentrum, ich bestaune die wunderschoenen alten Haeuser, Kolonialstil reiht sich neben Beaux-Arts-Gebaeude, alles original, nur leider auch niemals restauriert. Wer hat gesagt die Stadt ist haesslich, nur leider dreckig und heruntergekommen...
Wunderschoen restauriert aber die Regierungsgebaeude und die schattigen Plaetze davor, und als schockierender Kontrast direkt daneben die Armensiedlung, vor dem Parlament spielen Strassenkinder Fussball.
Unmoeglich, sich hinzusetzen und ein Sandwich zu essen, erst werde ich von einer Horde Strassenkindern vertrieben ("mach ein Foto von mir", "gib mir von deiner Cola", "gib mir von deinem Sandwich"), dann von schwer verliebten Paraguayern, die mich heiraten und mit mir nach Oesterreich kommen wollen :-) Also bleib ich in Bewegung, laufe im Zentrum herum, entdecke eine deutsche Baeckerei, und so manch andere schoene Dinge. Als die Sonne untergeht - bereits um 17.00 Uhr - schleppe ich mich muede ins Hotel zurueck, auf der Strasse wirds auch langsam ruhig, ab nun bleibt man wohl besser zuhause.

Naechster Tag - Palmsonntag. Um 6.00 klingelt mein Wecker, um 9.00 stehe ich in Caacupe, der Pilgerstaette der Paraguayaner, hektisches Treiben, auf der Strasse und dem Kirchplatz werden Marienstatuen, Rosenkraenze, Palmwedel, Chipas und gegrilltes Fleisch verkauft. Um 11.00 ist der Trubel zu Ende, ich fahr weiter nach San Bernardino, ein kleiner Ferienort am See, hier herrscht Ruhe und Stille, ich treffe eine deutsch-paraguayanische Familie mit drei suessen Kindern, sie nehmen mich mit auf ihrem Tagesausflug und zeigen mir ein paar umliegende Orte und Staedtchen.

Wuerde gerne noch ein wenig in Asuncion bleiben, aber mich ziehts dennoch weiter in den Sueden, moecht mir noch die Jesuitenstaetten bei Trinidad und Jesus ansehen, also gehts gleich Montag frueh nach Encarnacion, 6 Stunden Busfahrt ziehen sich ganz schoen, kein Vergleich zu den argentinischen Bussen. In Encarnacion wird natuerlich wieder herumspaziert, die Stadt ist nicht besonders schoen, aber immerhin ruhiger und ein wenig sauberer als Asuncion. Der Markt beeindruckt mich, hier wird von Obst bis Radios alles verkauft, die Waren stapeln sich am Boden und haengen von der Decke, der Kaese stinkt bei der Hitze ruhig vor sich hin, umkreist von allen moeglichen Insekten, das Obst rollt die Strassen entlang.
Frueh am naechsten Tag will ich nach Trinidad, eine Direktverbindung gibt es nicht, man setzt sich einfach in irgendeinen Bus in diese Richtung und springt an der richtigen Stelle raus. Auch der Weg zu den Ruinen ist nicht beschriftet, kein Wunder dass ausser mir keine Touristen dort sind. Unglaublich, eine Ruinenstadt, mitten auf einer riesigen Wiese, Hitze und Stille. Die antiken Statuen und Skulpturen werden auf einem wackligen Holzregal gelagert, das jeden Moment umzustuerzen scheint, die ausgegrabenen Skelette wurden in eine dreckige Vitrine geschmissen, da liegen chaotisch ein paar Knochen herum, Zaehne neben Beinen.

Neben den Ruinen ein kleines Hotel, trinke einen Kaffee, der Besitzer ist Deutscher, ausgewandert, erzaehlt mir von deutschen Siedlungen ganz in der Naehe und einer Matetee-Fabrik. Das will ich sehen, winke dem naechsten Bus in die Richtung. Die Suche nach der Mate-Fabrik ist wie jene nach der Waescherei, jeder weiss wo, nur stimmt es leider nicht. Ich lande in einem Naturpark, die Besitzer sind Deutsche (in 5. Generation in Paraguay), laden mich zum Essen ein, fuehren mich schliesslich doch noch in die Mate-Fabrik und zeigen mir ein deutsches Heimatmuseum mitten in Paraguay :-)

Mein kurzer Abstecher nach Paraguay ist damit schon vorbei, am naechsten Tag geht es mit dem Bus ueber die Bruecke nach Posadas, die Aus- und Einreise ist etwas muehsam, paraguayanische Behoerden sind ziemlich desorganisiert, schliesslich aber komm ich an, wieder im geliebten Argentinien, nur wenige Kilometer hab ich zurueckgelegt und doch bin ich in einer anderen Welt, die Strassen sind sauber, die Autos und Busse haben grossteils noch alle Tueren, und niemand will mich heiraten. Ich freue mich auf eine ruhige und erholsame Osterwoche bei Sebastians Familie..

--> Fotos aus Paraguay

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