Jun 1, 2009

views across ethiopia.


The last months in Ethiopia brought some more travels – to the south, to the north, to the west – and new impressions, new thoughts, new views. ---> Pictures here


Die letzten zwei Monate in Äthiopien boten die Gelegenheit zu weiteren Reisen – in den Süden, in den Norden, in den Westen – und zu so manchen Gedanken:

ETHIOPIAN CULTURE.
Sie gehört zum Nationalstolz und -bewusstsein wie Injera zur äthiopischen Küche. Wie dem Besucher denn die „Ethiopian culture“ gefällt, wird auch sogleich gefragt, gleich nach „woher kommst du?“
Was aber ist genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Beinhaltet er die Geschichte des Landes, die Königs- und Kaiserzeit, und die vielen Bauwerke, Ruinen, Monumente die davon geblieben sind? Meint er die Religionen, das äthiopisch-orthodoxe Christentum, die Muslime, und die vielen weiteren Glaubensrichtungen – und deren relativ friedliches Nebeneinander? Oder geht es um die Alltagskultur, aber was wiederum ist damit gemeint?
So ganz ist mir das nicht klar geworden- und vielen Äthiopiern wohl auch nicht. Danach gefragt, müssen die Meisten ein Weilchen überlegen. Eine Antwort gibt es selten – höchstens der Verweis auf das letzte Fest, Weihnachten, Ostern. Ja, das war „Culture.“ die Nacht in der Kirche verbringen, ein Schaf schlachten, ein Festmahl. Also doch wieder das Essen, das geliebte Injera.
Was nicht zu ihrer Kultur gehört, wissen viele dafür umso genauer. „This is not our culture“ ist dann auch eine gerne und selbstbewusst genannte Entschuldigung, für so ziemlich einiges. Wenn es darum geht, ein paar Flaschen von einem überquellenden Café-Tisch abzuräumen zum Beispiel. Oder die herumliegenden Werkzeuge auf der Baustelle zu sammeln:„This is not our culture.“

TRADITION VERSUS MODERNE?
Das soll nicht heißen, dass es nichts gäbe, worauf Äthiopien stolz sein könnte, dass es an „Kultur“ mangelte. Wohl aber an Reflektion darüber und an der Rückbesinnung – und Wertschätzung! – von traditionellem Wissen. Erstrebenswert, was „neu“ und „modern“ ist, verachtet wird das „Rückschrittliche.“ Chinesisches Plastik statt natürlicher Materialien. Antibiotika statt natürlicher Kräuter, Glas und Beton statt Lehm und Natursteinen. Schade, dass Tradition und „Moderne“ in einem solchen (empfundenen) Widerspruch stehen. Schade, dass der Blick in die Ferne den Blick auf das nahe liegende verschleiert.

SO NAH, SO FERN.
Finote Selam ist ein kleiner Ort, an dem wir Training geben. Die Region soll berühmt sein für Bananen, hören wir. In der Stadt aber werden kaum Bananen verkauft – etwas verwunderlich. Bis ich erfahre, wieso: vor einigen Jahren waren die Bananenstauden von einer Krankheit befallen, sie gingen ein. Unterstützung für die Farmer um ihre Pflanzen zu schützen, gab es nicht. Seither haben nur sehr wenige Farmer wieder Bananen angepflanzt, die Meisten haben auf „cash crops“ umgesattelt, Pflanzen für industrielle Zwecke und für Biotreibstoff. Das wir gefördert, es gibt mehr Geld, eine sicherere Zukunft. Auch wenn die Gegend optimal wäre, nicht nur für Bananen, sondern auch für anderes Obst und Getreide, werden diese Lebensmittel aus Addis Ababa eingekauft.
Avocados gibt es dafür, ausreichend, im Hof des Hotels ein großer Baum, schwer mit vollreifen Früchten. Wir sitzen darunter, trinken Avocado-Saft. Frisch vom nahen Baum? Weit gefehlt. Der Manager beschwert sich über die herunterfallenden Früchte, die den Boden verschmutzen. Und schickt seinen Gehilfen los, Avocados von vis-a-vis zu kaufen.
Finote Selam ist ein kleiner Ort, ein ganz normaler Ort, mitten in Äthiopien.

--> und hier endlich: Bilder von den letzten zwei Monaten.

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