May 28, 2006

Im Dschungel


Futter fuer Piranhas
Originally uploaded by bienemaja.

9 Uhr frueh - Ankunft in Campo Grande, laut Lonely Planet "the major gateway into the Pantanal". Das merkt man, kaum aus dem Bus ausgestiegen werde ich schon von Tour-Anbietern belagert, wie Marktschreier rufen sie mir ihr Angebot zu, druecken mir Flyer in die Hand und wollen mich am liebsten gleich mitschleppen. Noch nicht ganz wach, und mit dem ganz dringenden Beduernis nach einem Kaffee und einer Dusche, gehen sie mir alle ziemlich auf die Nerven. Muss mich trotz allem entscheiden, die Touren gehen bereits um 11 Uhr los, und es gewinnt die Agentur, die mir eine Dusche und ein Fruehstueck im Hotel nebenan anbietet :-)

12.30 Uhr - so genau nimmt man es mit der Zeit hier auch nicht - frisch geduscht, und etwas wacher, werde ich mit ein paar weiteren Backpackern in einen Bus Richtung Pantanal gesetzt, und nach weiteren 5 Stunden Fahrt an der Strasse mitten im Nirgendwo rausgelassen. Ein rostiger Jeep nimmt uns und Unmengen Essensvorrat mit, wir fahren in den Dschungel, vorbei an Alligatoren, die sich in der spaeten Abendsonne ausruhen, grossen und kleinen Voegeln, und durch einen wunderschoenen Sonnenuntergang. Mit knurrendem Magen kommen wir schliesslich im Camp an, dort knistert bereits ein Lagerfeuer, und wir setzen uns mit einem kuehlen Bier dazu, es folgt der uebliche Smalltalk, und sehnsuechtig warten wir auf das Klingeln der Glocke, die das Abendessen ankuendigt.
Vollgestopft mit Reis und Bohnen, wir sitzen wieder ums Feuer, diesmal mit Caipirinha, und fuehren unsere Gespraeche fort. Muede kriechen wir aber schon frueh in unsere Haengematten, gegen die Kaelte der Nacht mit voller Kleidung und mehreren Decken gewappnet.

6 Uhr frueh - die Fruehstuecksglocke erloest uns von der Kaelte der Nacht, noch immer bibbernd, ist der heisse Kaffee eine Wohltat, und selbst hier im Nirgendwo gibt es frische Ananas und Papaya. So gestaerkt, sind wir bereit fuer eine Wanderung im Dschungel, 3 Stunden durch einen tollen Palmenwald, nur Tiere sehen wir leider nicht viel. Wieder Voegel, grosse und kleine, und einen Ameisenbaer, immerhin. Keine Anaconda, aber man kann ja nicht alles haben. Zurueck im Camp, wir liegen in der Sonne und warten auf die Mittagsglocke, basteln uns Ketten aus Kokosnuessen und Alligator-Zaehnen. Nachmittags tuckern wir auf einem Boot ueber den Fluss, stoeren einen Alligator beim Mittagsessen, und beobachten wieder ein paar Voegel. Wieder Warten auf die Glocke, Lagerfeuer, und neue Ankoemmlinge. Spaeter - natuerlich - Caipirinha, viel Caipirinha, und wieso wackelt nur die bloede Haengematte so.....

Trotz allem kriechen wir brav um 6 Uhr frueh zum Fruehstueck, und noch in der Morgenfrische fahren wir mit dem Klapper-Jeep zu einer Lagune, wir wollen ein wenig die Piranhas mit leckeren Rinderherz fuettern. Ein paar der Fischchen koennen wir auch aus dem Wasser ziehen, zurueck im Camp werden sie gesaeubert und unser Abendessen ist gesichert. Zuvor gehts aber noch hoch zu Ross, nur wollen die Pferdchen nicht so richtig, da helfen keine Schmeicheleien und auch keine Fusstritte, im Schneckentempo gehts durch die wunderschoene Landschaft, aber ausser Voegeln (und natuerlich Pferden) wieder kein Tier-Abenteuer. Nach dem selbst gefangenen Abendessen und einer naechtlichen Jeep-Safari (leider wieder ohne Tiere..) gehts wieder frueh in die Haengematte, und mir steht ein letzter Tag im Pantanal bevor.

Der bringt eine weitere Morgen-Wanderung mit sich, und nach dem Mittagessen werden wir wieder in die Zivilisation gebracht, warten an der Strasse laaaaaaaaange auf den Bus, und kommen schliesslich, nach vielen Umstaenden (da steigt schon wieder der Aerger in mir hoch, nur so viel an dieser Stelle, fahrt niemals mit "Ecological Expeditions" ins Pantanal ... ), um Mitternacht in Campo Grande an. Nach vier Tagen endlich wieder eine warme Dusche und ein richtiges Bett tun richtig gut, die Erholung kann ich brauchen, am naechsten Morgen sitz ich wieder im Bus, 25 Stunden Fahrt, zurueck auf die Insel, back to Florianopolis, eine Woche Portugiesisch-Kurs, und meine letzte Woche in Suedamerika...

--> Fotos aus dem Dschungel

May 18, 2006

A cidade maravilhosa

Nach 10 Tagen Sonnenschein faellt auch in Florianopolis mal ein Regentag an. Der perfekte Zeitpunkt, um weiterzuziehen, zumindest bis nach Rio de Janeiro moecht ich es noch schaffen, der Beiname "wundervolle Stadt" muss schliesslich ueberprueft werden.

Nach 19 Stunden Busfahrt - mittlerweile ist das ja keine Strecke mehr :-) - steh ich um 06 Uhr frueh am Busbahnhof in Rio, soweit sieht alles normal aus, und ganz gegen meinen Erwartungen nach all den Vorwarnungen, wimmelt es nicht von duesteren Gestalten mit Messer und Pistolen. Den Luxus eines Taxis goenne ich mir dennoch, sicher ist sicher. Um Sicherheit bemueht ist auch das Hostal, ganz ohne Tuerschild tarnt es sich als "normales" Haus und ist deshalb gar nicht leicht zu finden. Die Muehe lohnt sich aber, das Hostal ist klein, suess und sauber.
Es ist noch immer frueh, der ganze Tag liegt vor mir, und so schnuere ich mir die Turnschuhe fest und wandere los, spaziere durchs Zentrum, das sich langsam mehr und mehr mit Menschen fuellt, trinke an jeder Ecke frische Saefte aus unaussprechlichen Fruechten und beobachte das bunte Treiben. Ein alter, tuckernder Zug ("Bonde") bringt mich hoch ins Kuenstlerviertel Santa Teresa, zu Fuss gehts wieder hinunter, spaziere noch durch Lapa und komme bei Sonnenuntergang mit schmerzenden Beinen im Hostal an. Small-Talk mit anderen Gaesten (das Uebliche - wie lange reist du schon, wo bist du schon gewesen, wo gehst du noch hin ..) und frueh ins Bett, muede von dem langen Tag.

Der naechste Tag bringt Sonnenschein, nach einem leckeren Fruehstueck gehts gleich hoch hinauf, zu Fuessen der gigantischen Christusstatue bewundere ich einen traumhaften Blick ueber die Stadt. Da oben herrscht allerdings eine eigene Klimazone, es ist wolkig und windig, schnell wieder runter, in die Sonne, und an den wohl beruehmtesten Strand der Welt. An der Copacabana ist es aber recht ruhig, fuer mich bereits kuehl und windig, ist es fuer Brasilianer schon tiefster Winter. Schlendere Copacabana und Ipanema entlang, lege mich in den weissen Sand und trinke Caipirinha, warte auf den Sonnenuntergang....
Caipirinha gibts auch spaeter im Hostal - was auch sonst, bin ja schliesslich in Brasilien ! - bevor ich mich ein paar anderen Leuten anschliesse, nach Lapa in eine Disco mit Live Samba. Zum Glueck kennt uns hier niemand, da faellt das Samba-Tanzen ganz schoen leicht :-)

Ein totaler Kontrast zu dieser pompoesen Samba-Bar in einem schoenen alten Gebaeude, werde ich am naechsten Vormittag mit einer kleinen Gruppe in die Favela (=Slum) Rocinho gefuehrt, mit dem Motorrad-Taxi geht's den Berg hoch, die Fahrt an sich schon "spannend" genug, und zu Fuss spazieren wir quer durch die unvorstellbar schmalen Gassen wieder hinunter, vorbei an Baracken, Haueschen, Kioskos, schmeissfliegengefuellten Metzgereien, Internet-Cafés und neugierigen Gesichtern. Zurueck aus dieser vollkommen anderen Welt, besteige ich (hmm "besteige" per Seilbahn :-)) den Zuckerhut und bewundere den Sonnenuntergang ueber Rio. Der Tag klingt aus bei einem hervorragenden Churrasco (= Asado = BBQ) im Hostal, und einigen netten Gespraechen.

Sonntag vormittags gibt's selbst in einer Stadt wie Rio nicht besonders viel zu tun, schlendere den Hippie-Markt am Ipanema Beach entlang und fliehe nachmittags vor dem Regen in ein Shopping-Center. Die Mode hier ueberzeugt mich aber nicht, Leggins und Plateau-Schuhe, so sehr muss man sich an fremde Kulturen nun doch nicht anpassen :-)

Das Wetter in Rio wird nicht mehr besser und ich habe alle Fruchtsaefte durchprobiert, also verlasse ich am naechsten Tag diese traumhaft schoene Stadt, raus aus dem Haeuserdschungel und rein in den richtigen Dschungel, eine 20-Stunden Fahrt ins Pantanal steht mir bevor..

--> Fotos von Rio


May 7, 2006

Auf der Insel - Oi Brasil !!

Lasse die Unmengen an Wasser in Iguazu hinter mir, aber bleibe beim selben Element, mache mich auf den Weg auf die Insel. Nach einer muehsamen, laaaaaange Busfahrt bin ich in Florianopolis, und ein paar Stunden spaeter liegen sich auch Caroline und ich wieder in den Armen, ein freudiges Wiedersehen, das erst mal mit viiiiel Caipirinha und frischem Fisch am Mercado Publico begossen wird.

Den ersten - leider verregneten - Tag bleiben wir im Zentrum Florianopolis, eine richtig schoene Kolonialstadt, aber eigentlich sind wir ja wegen den Straenden hergekommen und so gehts am naechsten Tag an die Ostkueste der Insel, in einem suessen kleinen Fischerdoerfchen quartieren wir uns im Backpacker's Sharehouse ein, wo es abends Caipirinha und morgens frische Obstsaefte gibt, natuerlich alles mit Meerblick. Dort treffen wir auch Cam aus Canada, einen "alten" Bekannten aus Salta wieder, der nun hier abends fuer die Caipis und tagsueber fuers Surfen zustaendig ist. Trotzdem bleiben wir nicht lange, im Bus treffen wir ein paar deutsche Backpacker, die uns vom "wahren" Paradies im Sueden der Insel erzaehlen... davon wollen wir uns mit eigenen Augen ueberzeugen und duerfen bald feststellen, dass sie recht haben.

Armacao im Suedosten der Ilha Santa Catarina ist noch suesser, noch kleiner, noch mehr Fischerdoerfchen, und deutlich weniger touristisch. Das Hostal hat nur einen Schlafsaal mit ca. 50 Betten, aber macht nichts, schliesslich sind wir die einzigen Gaeste. Surfen am Vormittag, in der unbeschreiblich schoenen Gegend herumspazieren am Nachmittag, und mit unseren deutschen Bekannten grillen abends ......

Das hier ist tatsaechlich das Paradies, und wir beschliessen, die wenigen Tage, die uns gemeinsam noch bleiben, hier zu verbringen. Also mieten wir ein Appartment, Kueche, Bad und Balkon mit Meerblick nur fuer uns alleine, Luxus pur. Zum Fruehstueck gibts frische Mango, Maracuja und Ananas, ganz klar, wir sind in Brasilien :-)
Wir gehen regelmaessig surfen, geniessen die Sonne, und klettern stundenlang im Dschungel herum, um zu paradiesischen, einsamen Straenden zu gelangen. Eine nette Bootsfahrt auf die Isla do Campeche entwickelt sich bei der Rueckfahrt zu einem kleinen Abenteuer, der Wind aendert sich hier ziemlich schnell, bezeichnend die Inschrift im Bootsinneren - "gib niemals auf .... '

Ganz entgegen unserer "Gewohnheit" verbringen wir ueber eine Woche hier, aber dennoch - die Tage vergehen viel zu schnell, schon naht der traurige Abschied. Sonntag um 10.00 Uhr will Caroline mich definitiv verlassen, wir geniessen den letzten Abend mit homemade Pizza und - natuerlich - Caipirinha, und sind verrueckt genug, um 6.00 Uhr frueh aufzustehen, um den Sonnenaufgang am Strand zu bewundern. Ein letztes dickes Fruehstueck, und es wird wieder Zeit, unseren Rucksack Richtung Bus zu tragen... ein fast schon ungewohntes Gefuehl.

Kurzer, aber nicht schmerzloser, Abschied am Busbahnhof, Adios Caroline, du wirst mir fehlen !!!!!!


--> Fotos von der Insel

May 2, 2006

Und wieder in Argentinien ...


Iguazu / Brasilien
Originally uploaded by bienemaja.

Zurueck aus Paraguay, wieder in meiner Beinahe-Heimat Argentinien, und Ostern steht vor der Tuer. Verbringe die Tage gemutlich in einer ganz lieben Familie, bin bei Sebastian in Posadas eingeladen, jeden Tag gibt es leckeres Essen, Asado ohne Ende, ich werde in Posadas und Umgebung herumgefuehrt, von den Jesuitenruinen in San Ignazio bis zum Yaciretá-Staudamm an der Grenze zu Paraguay. Nach fuenf Tagen Luxus und Erholung pur wird aber wieder der Rucksack geschultert, und weiter gehts, die gigantischen Wasserfaelle von Iguazu warten auf mich.

Von Posadas ist's ja nicht weit, nach nur 6 Stunden Busfahrt komm ich an, und werde gleich vom Hostal-Inn abgefangen, lasse mich ueberreden und ins Hostal kutschieren. Die Anlage liegt ausserhalb der Stadt, auf halbem Weg zu den Wasserfaellen, ist eher Hotel als Hostal, mit Swimmingpool, riesiger Lobby, Tischfussball, Billard und allem moeglichen Schnickschnack, dafuer aber auch mit unfreundlichem und arrogantem Personal. Fahre also gleich mal wieder in die Stadt, muss sowieso einiges erledigen, treffe zwei verrueckte Englaenderinnen, wir gehen abends gemeinsam Pizza essen und Caipirinha trinken, und der Tag ist schon wieder vorbei, falle ins Bett, und mal wieder stelle ich den Wecker gaaaanz frueh, will morgen lange viel Wasser schauen.

Stehe also auch brav um 9 Uhr frueh im Nationalpark Iguazu, noch wenig Leute hier, auf den ersten beiden Rundwegen bin ich fast alleine und geniesse die Stille neben dem Getoese der Wasserfaelle. Was soll man sagen, ein einmaliges Naturschauspiel, Unmengen Wasser, dazwischen schillernde Regenbogen, das satte Gruen des Dschungels, und Schmetterlinge in allen Farben. Beeindruckend natuerlich die Garganta del Diablo, der Teufelsrachen, und der Weg fuehrt einen so nah, dass man von oben bis unten nass wird. Die Bootsfahrt unter die Wasserfaelle spar ich mir daher, die hat auch keinen anderen Effekt, stattdessen lauf ich lieber noch den "Macuco"-Weg, 7 km mitten durch den Dschungel, am Ende ein kleiner Wasserfall an einer einsamen Lagune, wieder Schmetterlinge, aber keine Menschenseele. Nun aber genug gewandert, zurueck ins Hostal und Beine hochlagern. Der Abend wird ebenso gemuetlich, im Hostal sind mal wieder viele Israelis, wir kochen, spielen Karten, Billard und Tischtennis bis spaet in die Nacht.

Am naechsten Tag heissts Abschied nehmen, verlasse mein Argentinien wieder. An der Grenze zu Foz do Iguaçu (Brasilien) treffe ich zwei Israelis, die haben das selbe Ziel, also gehts gemeinsam weiter. Den Rucksack im Hostal abgeladen, mache ich mich sofort auf den Weg zu den Wasserfaellen, sehe mir den Panorama-Blick auf der brasilianischen Seite an. Fast noch beeindruckender als die argentinische Seite, mir war ja klar, dass die Faelle riesig sind, aber sie sind noch vieeeeel groesser...

--> Fotos aus Posada

--> Fotos aus Iguazu (Argentinien und Brasilien)