Sep 5, 2008

Ueber die Lage in Thailand.

Das hier soll kein politischer Blog werden.
Gaenzlich ausklammern laesst es sich aber nun mal nicht, dass in Bangkok protestiert wird, der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, und ein Grenzkonflikt mit Kambodia in der Luft haengt. 
So schlimm wie sich das anhoert, fuehlt es sich hier jedoch nicht an. Grund zur Sorge besteht nicht. Vielmehr ist es sehr interessant, das hier zu verfolgen.
Fuer Interessierte, weiter unten ("Weitere Informationen") ein kurzer Abriss der Lage, soweit ich das aus Gespraechen und Nachrichten vor Ort mitbekommen habe - verzerrte und unvollstaendige Darstellung nicht ausgeschlossen.
Was den Grenzkonflikt mit Kambodscha betrifft: Hier geht es um einen Tempel (UNESCO-Weltkulturerbe) im Grenzgebiet, den beide Laender gerne auf ihrem Territorium sehen wuerden. So schoen der Tempel wohl auch ist - ich werde ihn nicht besuchen. Und die Grenze nach Kambodscha woanders ueberqueren. 
Fuer Interessierte gibt es  auf Wikipedia eine uebersichtliche Zusammenfassung.

UEBER DIE PROTESTE:
Seit ueber drei Monaten wird in Bangkok protestiert. Die Proteste richten sich gegen die Regierung mit Premierminister Samak (seit Jan 08 im Amt), die fuehrende People's Power Party, und den noch immer sehr praesenten ehemalige Premier Thaksin und dessen Partei. Die Demonstranten sind recht heterogen, teilen aber die Wut auf die Regierung und Thaksin, und die Liebe zum Koenig. Sie werfen der Regierung Korruption, Untaetigkeit und Intransparenz vor. Und sie sind unzufrieden mit der Zusammensetzung des Parlaments, da der grosse - aber arme - Nordosten eine staerkere Stimmenmacht hat als der Sueden. Die Bevoelkerung im Nordosten ist stark laendlich - viele Reisbauern - und soweit ich gehoert habe, wurden sie bei der Wahl mit 200 Baht (4 Euro) pro Waehler 'belohnt', u.a. deshalb ist der Nordosten auch Pro-Samak.

Die Demonstranten wollen die Proteste erst beenden, wenn Samak zuruecktritt. Der wird aber - so habe ich gehoert - jedenfalls den Beschluss des Budgets im Oktober abwarten wollen (um - so der Vorwurf - seinen Freunden und Partnern noch grosse staatliche Auftraege zukommen zu lassen).

Organisiert werden die Proteste von der PAD, der People's Alliance for Democracy. Vor (und in) Bangkok's Regierungsgebaeude protestieren viele Studenten und viele Leute aus dem Sueden, sie sind Tag und Nacht dort, Familienmitglieder wechseln sich ab, sie werden von der PAD und Unterstuetzern mit gratis Essen versorgt und auch die Bustickets vom Sueden nach Bangkok sind subventioniert.

Die Proteste verliefen grossteils sehr FRIEDLICH. Es gab Eskalationen, als die Demonstranten das Regierungsgebaeude gestuermt haben, und spaeter auch Strassenschlachten zwischen Regierungsbefuerwortern und -gegnern. Es gibt mehrere Verletzte und bisher einen Toten. (www.bangkokpost.com)
ABER: es konzentriert sich hptsl. auf ein Viertel in Bangkok, ansonsten ist von den Protesten nichts zu spueren. Ausser der Rund-um-die-Uhr Live-Uebertragung der Proteste im Fernsehen, die in jedem Cafe, jedem Guesthouse, jedem Buero und wohl auch jedem Haus laeuft. Und ausser den Stopps der Zug- und Flugverbindungen, die mittlerweile grossteils wieder aufgenommen sind. Die Lage scheint fuer Touristen nicht bedrohlich zu sein; die Thailaender selbst sind sehr entspannt bezueglich Sicherheit, viele haben Familienmitglieder in der Protestzone, machen sich aber keine Sorgen. Sie glauben, dass es friedlich weitergeht.

Zum Schluss noch was Interessantes: In der Protestzone kann man sich fuer 100 Baht (2 Euro) ein PhD-Zertifikat von der "Ratchadamnoen University" kaufen. Das ist jedoch keine Uni, sondern bezeichnet die Proteste in der gleichnamigen Strasse - da sie eine Art "politische Bildung" sein sollen(-> Bangkok Post)

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